Review "Mythos 2020 - Folge 2"

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Saarbrücken.

Mord. Totschlag. Süße Katzenbabys. Kämpfende Eichhörnchen im Ritterkostüm. Prickelnde Erotik. Prickelndes Mineralwasser. Mit all diesen Themen befasst sich die neueste Folge der Hörbuchreihe "Mythos 2020 - Geschichten aus der Quarantäne"....nicht.
Denn sie kann auf solche platitüdenhaften Sinnbilder verzichten und geht dem Leser /Hörer dennoch gewiss tief unter die Haut.
Denn das was Autorin Franziska Blickle (22) in ihrem literarischen Meisterwerk abliefert ist eine herzergreifende, tragische, von Corona's Schicksal nur so gezeichnete Lawine an Gefühlen. Mal wirkt es so als bahnt sich eine Gänsehautversetzende Horrorgeschichte an (Freitag der 13., brrrrr...), mal fiebert man intensiv mit ob es die Protagonistin wirklich schafft sich nach den Strapazen ihrer mehrtägigen Reise jetzt auf eine permanente Ausgangsbeschränkung vorzubereiten und nicht dem immanenten Kollaps der Langeweile zu erliegen.
Blickle schafft es den Drahtseilakt zwischen Nahbarkeit, ehrlicher Emotion und aufrichtigem Mitleid zu tanzen. Wenn sie vom Besuch ihres Großvaters in Frankreich erzählt und dass dies momentan keine Option darstellt kommen selbst dem härtesten Motherfucker (sic) die Wikingertränen. Nicht zuletzt inspiriert von einem der besten Künstler dieses Landes, Sebastian Bungert (24), wollte auch sie in dieser Zeit wieder die Bretter erklimmen, die für sie die Welt bedeuten - doch aus, vorbei, finito, kaputt ist dieser Wunsch, dieses Verlangen nach Ausdruck. Wir alle fiebern jetzt schon gespannt mit, welche Ereignisse in Folge 3 dieses wahrhaftigen Spektakels noch an die Oberfläche köcheln werden und stehen nun erstmal mit einem flauen Gefühl in der Magengegend da - wird unser Leben je wieder so sein wie zuvor? Wenn es nach Blickle geht: Ja. Aber wir müssen uns noch ein wenig gedulden...

Joachim Brüggelmeyer
(dpa)

(Buchtipp: Mythos 2020 - Geschichten aus der Quarantäne (Folge 1 : SB / Folge 2: FB), 69,42 €, Eulenspiegel Verlag)

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