Kärnten und der Kult des heiligen Jörg

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Kärnten und der Kult des heiligen Jörg

Bärental, Kärnten:
Auf dem ersten Blick wirkt das Wohnhaus von Frau Lieselotte Krapf wie das Haus eines arbeitslosen Dachdeckerlehrlings aus der unteren Mittelschicht. Die Fassade muss mal wieder aufgeputzt werden und auch das Hausdach selbst hat schon bessere Zeiten erlebt. Hier und da liegt eine Bierdose neben den Giebeln und im Vorgarten finden sich zahlreiche Relikte vergangener Trinkgelage. „Das bleibt so“, teilt uns die offenherzige 55jährige mit. „Seit ich zu meinem Glauben gefunden habe, habe ich stets das Gefühl, wenn ich die übriggelassenen Bierdosen, Weinflaschen und Klopferkisten wegräume, dann begehe ich einen Faux Pas am Herrgott.“
Sicher, über Geschmack lässt sich streiten, denn mangelnde Rasenpflege und offen herumtrocknende Hundehaufen sind sicher kein Anblick nach dem Geschmack eines Hausarchitekten, doch als sie uns zwischen den Hundstrümmerln und Wurstsemmelpapierresten hindurchführt, zeigt sie uns ihr Allerheiligstes vor dem Gartenhaus.
Dabei handelt es sich um einen sauber gepflegten und mit Blumen und Kerzen geschmückten Schreins, auf welchem das Bild des ehemaligen Kaisers von Kärnten prunkt. Es ist ein Gebetsschrein, den der hiesige Ortspfarrer Leopold K. Dem heiligen Jörg gewidmet hat. Einer Figur, die nach ihrem tragischen Mehrtürertod vor bald 11 Jahren besondere Beliebtheit in diesem beschaulichen Ort erlangt hat.
Erst jetzt erkenne ich, dass Frau Krapf ein blondes Toupet am Haupte trägt, welches dem blonden Haupthaar des Abbildes des Heiligen Jörg auf‘s Genaueste gleicht.
„Das trage ich aus Religionsgründen“, lallt sie, während sie mit ihren Dritten eine Bierflasche öffnet und einen tiefen Zug Hirter Bier nimmt. „Alle Frauen tun das neuerdings. Es ist ein Zeichen unseres tiefen Glaubens an den Schutzpatron der Alkolenker“, frohlockt sie förmlich.
Da es nun bald halb zwei uhr Morgens ist, gehen wir in ihr gemütliches Haus. Nachdem wir ein paar Fliegen verscheucht haben, die sich um den vermeintlichen Kadavers eines alten Schweinskotelettes am Vorzimmerboden gescharrt haben (es handelt sich dabei vielmehr um Lieselottes Ehemann Franz-Josef Krapf), gehen wir in die Küche. Die Gastgeberin bietet mir ein frisches Bier aus dem Backofen an. Ich lehne dankend ab. Dann führt sie mir ihr heiliges Gebetsritual vor.
Auf dem sauber ausgefegten Küchenboden entrollt sie einen knallorangen Gebetsteppich mit den Runen B, Z. Und Ö auf dem edlen Polyesterstoff. Sie richtet sich einen Kompass und geht auf die Knie. „Es ist wichtig“, erläutert die tiefgläubige Haiderianerin, „den Kopf in Richtung der Unfallkreuzung zu betten, sodass mein Gebet den Heiligen Jörg auch erreicht.“
Beinahe fällt ihr das blonde Toupet vom Kopf, doch rasch richtet sie es sich, ehe sie ihr Haupt senkt und in unverständlichen Worten im tiefsten Bärental-Kärntnerisch einen Singsang anstimmt. Es ist zunächst unverständlich, was das vermeintliche Katzengejammere sein soll. Später erfahre ich, dass die religiöse Kärntnerin Zeilen aus dem Lied „Amoi seng‘ ma uns wieder“ von Andreas Gabalier rezitiert hat.
Tief ergriffen von soviel blindem Glauben lauschen wir dem unverständlichen Gelalle von Herrn Krapf, das sich wie eine Mischung aus Kärntnerisch, Orkisch und dem Todesschrei eines brünftigen Hirsches anhört. Nach einigen Minuten kann ich daraus lesen, dass Frau Krapf gerade für ihren 22jährigen Sohn Maximilian-Kevin (derzeit berufstätig als AMS-Kunde) gebetet hat, da dieser vermutlich gerade auf einer Tagung der jungen Freiheitlichen verweilt. „Es ist nie sicher, wie er nach Hause kommt, meistens aber mit heruntergelassenen Hosen und angesellnert bis zum Adamsapfel“, berichtet der Vater stolz. „Aus ihm wird irgendwann auch nochmal was.“
Da es inzwischen kurz vor vier ist und mir die fauligen Alkoholdämpfe Kopfweh bereiten, breche ich dieses Interview ab. Später erfahre ich, dass der Sohnemann sicher nach Hause gekommen ist, zwar mit einem Alkoholwert von 1,2 Promille, aber mit einem Laternenmast auf der Heckscheibe seines 1998 Fiat.
Tags darauf mache ich noch einen kurzen Abstecher zur besagten Unfallstelle Einer kärntner Volkssage nach erscheint dort jedes Jahr am 12. Oktober der heilige Jörg und lässt all jene, die betrunken zur Unfallstelle pilgern durch Handauflegen nach nur wenigen Stunden wieder nüchtern werden.
Jene besagte Kreuzung, so sagt man mir, ist inzwischen zu einem beliebten Wallfahrtsort jener geworden, die einen Platz zum Ausnüchtern suchen.
Auch heute erwachen gegen Mittag jene, die sich unter den Gedenkstein gelegt haben und berichten von wundersamen Begegnungen mit dem Schutzpatron der alkoholisierten Autofahrer. „Einmal“, so erzählt uns ein Herr Marvin S. „Ist mir der heilige Jörg wirklich und wahrhaftig erschienen. Er trug ein Polizeikapperl und wollte, dass ich ihm in sein Röhrl blase. Bereitwillig öffnete ich meinen Mund, um seine geheiligte Saat zu empfangen, und mehr weiß ich nimma.“
Ergriffen schildern mir seine beiden Freunde Justin-Hubert P. Und Murat Y. Von ähnlichen Begebenheiten. Es ist schwer, aus dem Wirrwar der subjektiven Wahrnehmung etwas Sinnvolles herauszuhören, doch alle sind sich einig, dass es der Heilige Jörg war, der ihnen immer wieder erscheint und ihnen freundlicherweise die Führerscheine abnimmt, um sie ins gesegnete Dritte Himmelreich zu tragen, wo sie sicher aufbewahrt werden.

Irgendwann jedoch halte ich das nicht mehr aus, steige in mein Auto und fahre nüchtern (was offensichtlich eine Ausnahme im beschaulichen Bärental zu sein scheint) wieder zurück in die Redaktion nach Wien. Gottseidank, denke ich mir, haben wir hier nur Moslems.

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