Fall von Verwahrlosung in Teltow
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Was sind das für Frauen, die zu so etwas fähig sind, fragt man sich unwillkürlich angesichts des neuesten Falles von gefährlicher Vernachlässigung, der sich letztes Wochenende in Teltow ereignete. Wie erst jetzt bekannt wurde, befreite die Polizei am Sonntag gegen Mittag in Teltow aus einem Einfamilienhaus einen kurz vor dem Verdursten stehenden 68-jährigen Mann.
Er war schlecht ernährt und hatte keine schönen Sachen an. Nachbarn hatten die Ordnungshüter alarmiert, da ihnen auf der Straße der Geruch aufgefallen war. Die Ehefrau des Mannes war am Morgen für ein paar Stunden mit den Enkeln an einen See gefahren. In dem Haus fanden die Mitarbeiter der Polizei keine altersgerechten Getränke.
„Nur Wasser, Tee und Säfte, so was habe ich noch nie gesehen“, so der noch sichtlich mitgenommene Wachtmeister Schlibrowski. Er und seine Kollegen erleben so einiges, aber in jenem Haus fanden sie nicht einmal genügend Nahrung für eine einzige Männermahlzeit. Nur Müsli, Milchprodukte und Rohstoffe wie Kartoffeln, Reis oder Eier, die vor dem Verzehr erst noch verarbeitet werden müssten, befanden sich in der Küche.
Die Regale des Hauses quollen über von soziologischer und kulturwissenschaftlicher Fachliteratur. Aber es fand sich keine einzige Männer-, Auto- oder Fußballzeitschrift. Auch kein Fernsehgerät. Die Beamten brachten den Mann in einer Kriseneinrichtung der gastronomischen Hilfe unter, dem „Bräustübel“ in der Kuglerstraße. Der Leiter der Einrichtung päppelte den Mann persönlich mühsam über Stunden mit Molle und Korn wieder auf.
Mitarbeiter des zuständigen Pizzaservice verteilten Notrufnummern in der Nachbarschaft. Warum, fragten einige, erst jetzt? „Isse so traurisch“, sagte Guilermo, der Chef des Pizzadienstes, der eigentlich Achmed heißt, „rufe erst an, die Leute, wenn isse zu spät. Oder gar nischt.“
Oftmals sind Männer, die Opfer dieser Form von Vernachlässigung geworden sind, schlicht und einfach nicht in der Lage, selbst um Hilfe zu bitten. Spätestens seit sich schnurlose Telefone in den Haushalten allgemein durchgesetzt haben, wissen oft nur noch die Frauen, wo im Haus sich diese Telefone befinden. Dass sich Fälle wie der geschilderte häufen, bestätigt auch Chantal Schünemann. Sie leitet ein Krisentelefon mit 0900-Nummer. Frauen seien mit der Haltung und Pflege eines Mannes häufig überfordert. Der zuerst possierlich wirkende Mann werde schnell zu einer Belastung, wenn er nach der Balz seine typischen Verhaltensweisen der Sesshaftigkeit ausbilde. Spätestens wenn die ersten Kinder da seien, bleibe den Frauen neben ihrer Berufstätigkeit kaum noch Zeit für den Mann. Böse Absicht sei es eigentlich so gut wie nie, die Frauen dazu bewege, ihren Mann alleine zu Hause zu lassen. Aber Fälle wie dieser erschüttern auch Chantal Schünemann. „Der Ärmste hat bloß noch 90 Kilo gewogen.“ Sie schüttelt fassungslos den Kopf.
Dem Mann geht es glücklicherweise wieder den Umständen entsprechend gut. Aber das Entsetzen bleibt. Nachbarn und Anwohner stellten Flachmänner und Sechserträger auf die Terrasse des Opfers auf und entzündeten Kerzen. Auf einem handgeschriebenen Zettel steht die Frage: „Warum?“ Sie bewegt hier alle.
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