Neue Töne zu kaufen

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Berlin, 28. Mai 2017

Jeder Musikschaffende kennt das Problem. Es gibt einfach zu wenige Noten. Die Anzahl der mitreißenden, Gänsehaut auslösenden und Tränen treibenden Melodien stagniert, weil den Leuten nichts mehr einfällt. Die Rapper haben das auf ihre Art gelöst, indem sie immer nur einen Ton "singen".

Nun hatten deutsche Politiker eine sinnvolle Idee. Das soll es gelegentlich geben, mag ja sein. Bei hochbegabten chinesischen Musikwissenschaftlern wurden vollständig neue Töne mit den dazugehörigen Ton-Leitern in Auftrag gegeben. Die Asiaten schaffen bekanntermaßen bei niedrigen Löhnen immer wieder die erstaunlichsten Produkte.

Die bislang "unerhörten" Töne sollen nach der Bundestagswahl dann über eine eigens zu schaffende Behörde an die Komponisten veräußert werden. Dass ein Kollege vom anderen abkupfert, soll per Gesetz streng verboten sein.
Auf die Weise könne der deutsche Staat seine Einnahmesituation verbessern.

Horst Seehofer verlangte bei einer Wahlkampfveranstaltung, die neuen Töne kostenlos zur Verfügung zu stellen. Am Ende des Auftritts war das Mikro leider versehentlich nicht ausgeschaltet worden, so dass alle in der Bajuwaren-Halle Versammelten hören konnten, was der blau-weiße Horst sagte: "Woas mia dann nachher mache … schaun mer amaol."

Die Kanzlerin hat sich zu dem Thema bislang noch gar nicht geäußert. Martin Schulz war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er bastele in einer einsamen österreichischen Berghütte an seinem Wahlprogramm. Das könne noch dauern.

Die Grünen hinterfragten auf Nachfrage die möglicherweise anwachsende CO2-Belastung durch die neue Mucke und die AfD protestierte gegen die Beauftragung von chinesischen Professoren.

Die Schlagerbranche wird - so hört man aus gut unterrichteten Kreisen - die Möglichkeit, neue Melodien zu kreieren nicht in Anspruch nehmen. Neue Sounds und Skalen würden bei der Stammklientel nicht auffallen. "Die möchten sowieso immer nur das Gleiche hören", sagte ein Brancheninsider anonym gegenüber dpa.

Donald Trump wurde am Rande des G7-Gipfels von einem Reporter danach gefragt, was er davon halte.
"We've got country & western, that's enough. Don't you think, that you could sell something like that to American patriots, you fucking German bastards, yeah! Donald first!"